
02.13 7
MAGAZIN
Bernd Kreis wuchtet die Weinkiste auf
die Ladepritsche
–
Clos Manou, ein
Bordeaux aus dem Médoc, ist bei sei-
nen Kunden in und um Stuttgart gerade
sehr gefragt. Zweimal die Woche lässt der
Weinhändler die Bestellungen ausliefern:
„Klar, dass wir hierfür einen Transporter
brauchen.“
Doch der knallrote Lieferwagen, mit dem
Kreis seine Waren ausfahren lässt, gehört
ihm nicht. Die rmeneigenen Geschäftswa-
gen
–
einen Pkw und einen 7,5 -Tonner
–
hat
er vor ein paar Jahren verkauft, für Kunden-
fahrten wie Geschäftsreisen greifen Kreis
und seine zwölf Mitarbeiter auf das Angebot
der Stuttgarter Carsharing-Agentur Stadt-
mobil zurück.
Der Händler ist zufrieden: „Ich habe fast
keine Fixkosten“, schwärmt er, „keine Werk-
statt, keine Wartung
–
und mehrere Stellplät-
ze sind in hundert Meter Entfernung“. Das
Modell eigne sich hervorragend für kleine
und mittlere Betriebe in der Stadt, ndet
Kreis.
Dabei ist der eigene Wagen oder Fuhrpark
für Händler eigentlich eine Selbstverständ-
lichkeit. „Lieferungen oder Kundenbesuche
mit gemieteten Autos zu organisieren, wäre
früher undenkbar gewesen“, sagt Ulrich
Stähle, Vorstand der Stadtmobil AG. „Einige
Unternehmen scheinen das inzwischen aber
anders zu sehen, denn wir haben immer
mehr kleine Selbstständige in der Kunden-
datei.“
Freilich ist die Zahl der Firmenkunden im-
mer noch überschaubar. Etwas mehr als zwei
Prozent der rund 8000 Stadtmobil-Kunden
nutzen den „Business“-Tarif des Unterneh
-
mens, sagt Stähle. Immerhin sorgen sie da-
bei für einen überdurchschnittlich guten
Umsatz. Und dies auch noch unter der Wo-
che, zu normalen Geschäftszeiten, wenn im
Privatkundengeschäft des Carsharing-Anbie-
ters meist Flaute herrscht.
Um den Fuhrpark von Stadtmobil besser
auszulasten, will Stähle deshalb künftig mehr
auf die Unternehmen zugehen. Dabei gibt es
auch Hürden zu nehmen. „Wirtschaftlich
macht es zum Beispiel keinen Sinn, eine
Fahrzeugstation mitten ins Industriegebiet
zu setzen, wo es für die Unternehmen am
besten wäre“, sagt der Firmenchef. „Die Pri-
vatkunden würden das Angebot dort nicht
nutzen.“
Und die sind immer noch die sicherste
Bank im Carsharing. Stadtmobil verdankt ih-
nen seinen lang anhaltenden Aufstieg. Ge-
gründet als eingetragener Verein vor 20 Jah-
ren mit zwei Autos, ließ das Unternehmen
zur Jahrtausendwende bereits 50 Fahrzeuge
in und um Stuttgart fahren. Heute sind es
knapp 400 rote Stadtmobil-Wagen, die an
178 Stationen in der Region zur Verfügung
stehen.
Stadtmobil ist zwar der älteste, aber längst
nicht mehr der einzige Anbieter in der Lan-
deshauptstadt. Seit knapp vier Jahren kann
man Autos bedarfsweise auch über die Deut-
sche-Bahn-Tochter Flinkster buchen.
Mitte vergangenen Jahres hatte die Bahn-
Tochter in Stuttgart 76 Autos laufen, die von
6700 Kunden an 39 Stationen a/jointfilesconvert/306784/bgeholt wer-
den konnten. Neuere Zahlen liegen noch
nicht vor, das Geschäft wachse aber und solle
weiter ausgebaut werden, sagt eine Bahn-
Sprecherin. Den Anteil der Firmenkunden
nennt die Bahn nicht. Die Sprecherin betont
jedoch, dass Mittelständler mit eigener Fahr-
zeugotte Flinkster nutzen, um ihren Fuhr-
park zu optimieren
–
so etwa um Auslas
-
tungsspitzen abzudecken.
Und Ende vergangenen Jahres ist noch ein
weiterer prominenter Wettbewerber in Stutt-
gart auf den Plan getreten. Dr. Dieter Zet-
sche, Vorstandsvorsitzender der Daimler
AG, verkündete gemeinsam mit Ministerprä-
sident Winfried Kretschmann, Stuttgarts da-
maligem OB Dr. Wolfgang Schuster und En-
BW-Chef Frank Mastiaux den Start des
Daimler-Carsharing-Projekts Car2go mit ei-
ner Flotte von 300 Elektro-Smarts in Stutt-
gart. Insgesamt gibt es das Projekt in 19
Großstädten weltweit.
Auf dem Weg
zur Mobilität 2.0
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